Palmsonntag in St. Wolfgang Pfullingen:
L E B E N D I G E R E S E L A U F D E M K I R C H P L A T Z
Außergewöhnliche Wege geht Dekan Hermann Friedl am Palmsonntag, 20. März 2016, beim Familiengottesdienst in St. Wolfgang. Bereits um 10 Uhr steht ein lebendiger Esel vom Pfullinger Schwillehof auf dem Kirchplatz für die Kinder bereit. Diese dürfen das Tier streicheln und sich mit ihm vertraut machen, bevor dann um 10:30 Uhr die Liturgie vom Einzug Jesu in Jersualem zur Eröffnung der Karwoche beginnt. Dekan Friedl wird in einem Gespräch mit den Kindergarten-, Erstkommunion- und anderen Kindern die Bedeutung des Esels und Palmsonntags erläutern, bevor schließlich die ganze Gemeinde in Erinnerung an das Geschehen vor rund 2000 Jahren mit Palmzweigen in den Händen zum zweiten Teil des Gottesdienstes in die Kirche einzieht. Mit Liedern und Gesängen sowie der gregorianischen Choralschola wird auch die Kirchengemeinde wie die Menschen damals diesem Jesus von Nazareth das „Hosianna“ zujubeln, bevor die Stimmung dann am Karfreitag umschlägt in das „Kreuzige ihn!“
„Welch eine Parallele zur gegenwärtigen Flüchtlingsthematik mit der anfänglichen Willkommenskultur und den darauf folgenden Stacheldrähten und Zaungrenzen“, bekundet Dekan Hermann Friedl sichtlich betroffen. Eben noch legten Menschen ihre Kleider auf die Straßen von Jerusalem als Ausdruck ihrer Freude – „wie etwa Fußballspieler und Fans nach einem gewonnenen Spiel ihre Trikots tauschen oder ausziehen, um damit ihre Begeisterung zu demonstrieren“, so der Dekan weiter – ; dann aber werfen sie das Los um Jesu Gewand und verteilen dieses unter sich.
Der Esel begleitet Jesus nicht erst auf seinem letzten Weg nach Jerusalem, er steht auch schon am Anfang seines Lebens im Stall zu Bethlehem und hilft der Heiligen Familie damals auf der Flucht nach Ägypten. „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“, weiß schon der Prophet Jesaja zu berichten (1,3). Der Esel trägt Maria und das Kind von Betlehem, er trägt Jesus aus Nazareth und führt Christus nach Jerusalem. Er gilt nach dem Propheten Sacharja (9,9) als Sinnbild für den gewaltlosen Friedenskönig Jesus, wohingegen ein Krieger mit Rüstung auf einem Pferd dahergeritten kommt mit entsprechenden Pferdestärken PS und zerstörerischer Absicht. Zudem gilt der Esel als Lastenträger – für die Kauf- und Handelsleute, zum Tragen von Wasserbehältern durch die Wüste und nicht zuletzt für Jesus, der trotz seiner Liebe und Barmherzigkeit zu den Menschen für manche ein Stein des Anstosses ist, eine Last, ja lästig, und zur Konkurrenz wird. Dass Jesus einen Esel anfordert, „auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat“ (Lukas 19,30), weist auf die Besonderheit dieses von Gott gesandten Menschen hin und schlägt bereits die Brücke zum Felsengrab am Karfreitag, „in dem noch niemand bestattet worden war“ (Lukas 23,53).
Der Palmsonntagsgottesdienst in Unterhausen beginnt – jedoch ohne Esel – bereits um 9 Uhr in Hl. Bruder Konrad.