Ostersonntag, 12. April 2020, eine kleine Liturgie – von Pfarrvikar Andrew Owusu, Pfullingen-Lichtenstein

Lied GL 329: Das ist der Tag, den Gott gemacht…

Gebet:
Liebender Gott, du bist der Gott allen Lebens. Heute hast du durch
die Auferstehung deines Sohnes den Tod besiegt und uns auf den Weg des Lebens geführt. Auch bist du der Gott, der alle Ängste und Sorgen besiegt. In dieser Zeit der Pandemie und voller Angst rufen wir zu dir und bitten: Lass uns das Leben immer neu erfahren. Schenke uns die Hoffnung und die Freude, die von der Auferstehung ausgehen. Bewahre und beschütze uns in deiner Liebe und führe uns zur Herrlichkeit der Auferstehung. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Evangelium:
Joh 20,1-9 (Kurzfassung)
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, daß der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

Gedanken zum Osterfest:
Schwestern und Brüder, mit dem Fest der Auferstehung feiern wir die Grundlage unseres Glaubens.  Der Apostel Paulus sagt, wenn Christus nicht auferweckt worden wäre, wäre unser Glaube nutzlos und wir wären immer noch erbärmlicher daran als alle anderen Menschen (1 Korinther 15: 17-19).
Heute fragen wir uns, was dann die Auferstehung für uns Christen besonders in dieser Krisenzeit bedeutet. Die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu am Karfreitag schien, als ob es eine Geschichte vom Sieg des Falschen über die Wahrheit, der Ungerechtigkeit über die Gerechtigkeit und des Bösen über das Gute sei.
Denn Jesus wurde fälschlicherweise wegen Verbrechen angeklagt, die er nicht begangen, und zu Unrecht zu einem Tod verurteilt, den er nicht verdient hatte. Es war tatsächlich eine Geschichte von Verrat und Lügen, Unehrlichkeit und Gemeinheit, Untreue und böser Gewalt gegen einen unschuldigen Menschen. Als das Grab Jesu am Karfreitag mit einem schweren Stein verschlossen wurde, schien das das Ende einer traurigen Geschichte zu sein.
Wenn aber dies das Ende der Geschichte gewesen wäre, wäre es eine schlechte Geschichte, eine Tragödie. Der Tod ist jedoch nicht das Ende der Geschichte Jesu. Heute ist Jesus in aller Herrlichkeit von den Toten auferstanden, um die Geschichte umzukehren. Mit der Auferstehung ist die Geschichte nun eine gute Nachricht.
Im heutigen Evangelium kam Maria Magdalena, um den Aposteln zu berichten: Der Stein ist weggenommen, das Grab ist leer, Christus ist auferstanden.  Uns wird gesagt, dass Petrus und der geliebte Jünger zum Grab gingen und dass sie sahen und glaubten.
Welche Bedutung hatte die Auferstehung Christi für seine Jünger und die frühen Christen?
Der Glaube der frühen Christen wurde durch die Auferstehung nie erschüttert. Sie glaubten fest, wenn Christus, ihr Herr, auch den Tod überwunden hat, der der gefährliche Feind des Lebens ist, dass sie dann auch definitiv Sieger wurden. Und das ist in der Tat der Grund, warum sie sogar Herausforderungen und Verfolgungen mit Freude durchmachen konnten.
Schwestern und Brüder, in dieser Zeit der Krise stehen auch wir vor ähnlichen Herausforderungen wie die frühen Christen. Wenn wir also in diesen schwierigen  Zeiten die Auferstehung feiern, dann  sind wir aufgefordert, unseren Glauben im Sinne der Auferstehung neu zu bewerten.
Können wir in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit auch an einer festen Hoffnung und einem festen Glauben an den auferstandenen Jesus festhalten und mit den frühen Christen, insbesondere mit dem Apostel Paulus, verkünden, dass wir uns sicher sind: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhen oder Tiefen, noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Nicht einmal diese Corona-Krise sollte uns von der Liebe Christi scheiden und unseren Glauben erschüttern.
Wir sind Ostermenschen. Hoffnung ist unser Kennzeichen. Wir glauben trotz aller Übel um uns herum, dass wir sie durch die Kraft der Auferstehung überwinden.
Auch in diesen schwierigen Zeiten dürfen wir unseren Glauben an die Auferstehung bezeugen,

  • indem wir die Traurigen unter uns die Freude erfassen lassen, die von der Auferstehung ausgeht,
  • indem wir in unseren Herausforderungen nicht aufgeben,
  • indem wir denen Hoffnung geben, denen das Leben schwer fällt,
  • indem wir den Sterbenden Hoffnung auf die Auferstehung geben.

Trotz Coronavirus sind wir immer noch Ostermenschen. ,,Halleluja‘‘ ist unser Lied.  Wir beten, dass wir alles gut überstehen und sind zuversichtlich in österlicher Freude. Amen.

Meditation:
O neues Fest des Alls,
Fest, das den ganzen Kosmos versammelt!
O Freude aller, Ehre, Speisung, Wonne:
Die Finsternis des Todes ist vernichtet.
Das Leben ist ausgebreitet über das All.
Die Pforten des Himmels stehen offen.
Gott ist als Mensch erschienen
und der Mensch als Gott aufgestiegen.
Er hat die Pforten der Unterwelt gebrochen
und die ehernen Schranken zersplittert.
Das Volk der Tiefe ist auferstanden von den Toten,
um denen droben zu verkünden,
dass die Verheißung erfüllt ist:
Die Erde bringt Regen hervor.
O göttliches Pascha, der Gott des Himmels
vermählt sich im Geist
in freischenkender Liebe mit uns. (Hippolyt von Rom)

Vater unser

Bitten wir den auferstandenen Herrn um seinen Segen:
O Gott, dein Segen
und deine Nähe seien mit uns.
Wache du, unser Gott, mit denen,
die wachen oder weinen in dieser Zeit.
Hüte deine Kranken
und lass deine Müden ruhen.
Segne deine Sterbenden,
tröste deine Leidenen,
erbarme dich deiner Betrübten
und sei mit deinen Fröhlichen.
So segne du jeden Einzelnen, wie er es braucht.
Augustinus von Hippo (354–430), Bischof
Das gewähre euch der treue und barmherzige Gott, + der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen .

Frohe Ostern!