Impressionen: Eucharistiefeier mit gereimter Predigt am 03.03.2019, 10:00 Uhr in Hl. Bruder Konrad Lichtenstein
(Predigt von Ines Spitznagel, Pastoralreferentin)
Narri Narro ihr Kirchenleut,
im Schramberger Häs komm ich zu euch heut,
um meines Amtes als Narr zu walten,
und euch die Predigt in Reimen zu halten.
Doch halt, da ist doch was anders als immer,
zu hören sind die Glocken nimmer!
Das Häs, das sieht auch anders aus,
nicht weiß und schön, sondern eher Format graue Maus.
In Schramberg sagt man Brüele zu dem Narrenkleid,
denn der Brüele versinkt immer im Selbstmitleid!
Er ist ein ewiger Pessimist,
und sieht das Leben eher trist.
Drum hat er auch stets nen Regenschirm dabei,
seine Wangen zieren der Tränen zwei!
Der Brüle, der hat immer was zu beklagen,
muss er doch durch Andere so viel ertragen.
Gekauft hab ich das Häs, und das ist wirklich wahr,
von meinem Erstkommuniongeld, damals vor 28 Jahr!
Seitdem passt es mir wie angegossen,
ich bin halt nicht mehr viel in die Höhe geschossen!
Ich hab mir sagen lassen, der liebe Gott,
der lässt ja wachsen die Dinge ganz flott.
Aber nur solange, bis sie perfekt sind, das gilt generell,
was soll ich sagen? Bei mir gings halt ziemlich schnell!
Warum aber bring ich heute den Pessimisten mit?
Für Fasching ist das ja eher nicht so der Hit!
Nun, ihr werdets im Lauf der Predigt hoffentlich verstehen,
wenn wir uns unsere Zeit und Welt ansehen.
Vielleicht liegt der Grund aber auch einfach darin,
dass ich inzwischen in einem Alter bin,
in dem das schwere Gewicht der Glocken,
den Rücken lässt so gar nicht mehr frohlocken.
Ich bin halt nicht mehr das junge Mädchen von seinerzeit,
das vor neun Jahren kam zu euch in die Seelsorgeeinheit.
Der Zahn der Zeit, der nagt auch an mir,
da geht’s mir nicht besser als dir und dir.
So komm ich schon gut ins Jammern hinein,
und das soll die Überleitung zum Evangelium sein!
Im Gleichnis spricht Jesus zu seinen Jüngern,
um sich um deren Seelenheil zu kümmern.
Mit Sorgen schaut er auf seine Herde,
und will, dass sie gescheiter werde,
Was heute zum Sprichwort geworden ist,
das kommt mal wieder von unserm Herrn Jesus Christ.
Im Auge des Bruders zu sehen den Splitter,
das ist vor allem dann ziemlich bitter,
wenn man so überhaupt nicht entdeckt,
dass im eigenen Auge ein dicker Balken steckt.
Doch so sind wir Menschen ja gern mal gestrickt,
fragen, ob denn der Andere noch ganz richtig tickt,
die Fehler finden wir bei Bruder und Schwester ganz schnell,
uns selbst halten wir aber für ein super Modell!
Über den Nächsten jammern, spotten und klagen,
weitertratschen, was Leute so über ihn sagen;
ein Urteil, das ist schnell getroffen,
und insgeheim tut man doch hoffen,
dass die eigenen Schwächen bleiben unerkannt,
drum werden die Schwächen der Andern benannt.
Und obendrein sagt man dann: Ich bin ja froh,
denn Gott sei Dank, bin ich nicht so!
Von Splitter und Balken kann unsere Kirche auch ein Lied singen,
es sind wirklich schlimme Dinge, mit denen wir da grad ringen!
Missbrauch, Vertuschung, Kardinäle im Knast,
für uns alle ist das grad eine sehr große Last!
Über Jahrzehnte wurde der Balke im eigenen Auge ignoriert,
nur verständlich, dass Kirche an Vertrauen verliert.
Drum werden die Rufe nach konkreten Schritten laut,
gepaart mit anderem Unmut, der sich schon lang hat angestaut.
Manch einer darüber jammert, weint und lamentiert,
dass Kirche auch zu Unrecht für Vieles wird kritisiert.
Solche Relativierungen helfen uns aber in dem Fall nicht weiter,
denn genau so werden wir niemals werden gescheiter!
Was Unrecht war, das müssen wir auch als Unrecht bekennen,
und Täter ganz klar beim Namen benennen!
Die Tränen der Opfer müssen unsere Tränen sein,
und zwar ehrlich, von Herzen, und nicht bloß zum Schein.
Denn das ist es, was das Evangelium verkündet,
und worin die Botschaft Jesu gründet!
Was davon abweicht, das ist wirklich zum Weinen,
und auch Jesus tut das klipp und klar verneinen!
Er will, dass unser Blick sich wendet,
man Herzenswärme dem Anderen spendet!
Ein gutes Herz, das ist ein guter Schatz,
und darin hat eben auch nur das Gute einen Platz!
Wovon mein Herz voll ist, davon wird mein Mund zeugen,
und Worte können heilen, aufrichten, aber auch beugen.
Der böse Mensch bringt nur böse Worte hervor,
aus einem schlechten Baum wachsen keine Früchte empor.
Ein guter Baum ist mit Früchten aber reich gesegnet,
einem guten Menschen man auch viel lieber begegnet!
Drüm prüft euer Herz und schaut, was sich darin findet,
ob Groll und Neid oder Missgunst eure Gedanken bindet.
Wenn dem so ist, dann räumt es aus dem Weg,
denn das ist des Christen Privileg,
dass er auch umkehren und neu beginnen kann,
auch weil er weiß: Gott freut sich daran.
Erkenne dich selbst, so stehts schon auf der Säule des Apoll,
wer sich selbst kennt, der ist auch zu anderen toll.
Denn wer im Blick auf sich selbst einmal ehrlich ist,
der merkt doch: Auch ich baue manchmal ganz schön Mist!
Selbsterkenntnis ist zur Besserung der erste Schritt,
drum ruf ich euch zu: Macht doch auch ihr alle mit!
Beginnt den Anderen liebevoll zu sehen,
ihm seine Schuld auch mal zu vergeben,
nicht meinen, ich allein hab Recht,
nicht reden über den andern schlecht.
Den Balken im eigenen Auge sehen,
versuchen, den andern zu verstehen.
Nicht immer nur auf den eignen Vorteil schauen,
sondern besser einmal mehr auf Gemeinschaft bauen.
Geduld haben, auch wenn der andere spinnt,
sich freuen, wenn er sich dann wieder besinnt.
Nicht immer gleich den Mund aufreißen,
sich lieber mal auf die Zunge beißen.
Über den Schaden vom andern sich nicht freuen,
die Wahrheit sagen, und auch selbst mal bereuen.
Ich glaub, so wächst auch unter uns gute Frucht,
so ein Miteinander, das wäre doch ne Wucht!
Getrocknet würde manche Träne so,
darauf ein kräftiges: Narri Narro!
Noch einen Aspekt im Evangelium find ich interessant,
und für uns alle durchaus relevant!
Da stellt Jesus eine berechtigte Frage,
die ganz gut passt in unsere Tage.
Kann denn ein Blinder einen Blinden leiten,
oder werden sie nicht vielmehr direkt in eine Grube schreiten?
Das Bild, find ich, passt gut zur politischen Lage,
die vergangenes Jahr trat all überall zutage.
Was ist das nur für ein Chaos in unserer Welt,
in der sich der eine gegen den anderen stellt?
Die Briten wollen lieber für sich selber sein,
wundern sich, dass man auf ihren Deal geht nicht ein,
der die Vorzüge Europas behalten will,
von Völker – Solidarität verabschiedet man sich aber ganz still.
Jetzt wird nach dem Rücktritt vom Rücktritt gerufen,
und alle paar Tage das Parlament zusammengerufen,
deal or no deal, rein oder raus?
das hält man ja fast nicht mehr aus.
Um deal or no deal ging es gerade auch in Vietnam,
wo Trump und Kim Jong Un zusammenkamn.
Die Verhandlungen wurden aber abgebrochen,
eine Einigung wurde nicht ausgesprochen.
Weil Macht auch hier an oberster Stelle steht,
um Atomwaffen und ganz viel Geld es geht.
Mir scheint, das Einzige, woraus dieses Treffen bestand,
war die Anwesenheit von zwei Flaschen ohne Pfand!
Wie blind kann man sein und wirklich denken,
dass der Andere würde freudig einlenken,
wenn jeder nur auf seiner Position besteht,
und nicht einen Schritt auf den andern zugeht.
So wird es in unserer Welt nie Frieden geben,
wenn alle nur nach der eignen Macht streben.
so werden wir blindlings in die Falle laufen,
wenn wir uns nicht zusammenraufen,
und als Weltgemeinschaft in eine Richtung schauen,
um miteinander am Frieden zu bauen.
Gemeinsam die Probleme unserer Welt angehen,
das ist es, wofür wir müssten stehen.
Auch hier vor Ort in unserem Land,
wo zuletzt Solidarität auch immer mehr schwand.
Ich erinner da nur an unseren Innenminister,
und an das mit ihm verbundene Geknister.
Zum 69. Geburtstag mit 69 Abschiebungen zu prahlen,
das hat einen Beigeschmack, einen fahlen!
Viel mehr noch, das ist einfach nicht ok,
das tut Verstand und Herzen weh.
Als Politiker solche Sprüche zu machen,
da vergeht einem wirklich doch das Lachen!
Wie blind kann man denn bitte sein,
und so die Stimmung noch anheizen fein,
mit der unser Land grad eh schon kämpft,
Rassismus wird so jedenfalls nicht gedämpft!
Und wer jetzt sagt, das sind ja alles Sonntagsreden,
der schaue bitte mal nach Schweden!
Ein 16 jähriges Mädchen mobilisiert da grad die Massen,
sie will es sich einfach nicht mehr gefallen lassen,
dass Politiker den Klimawandel ignorieren,
und nicht auf die Veränderungen reagieren!
Gestern hat sie in Hamburg tausende Schüler aktiviert,
und hat sie mit dem Gedanken infiziert,
dass jeder noch so kleine Mann,
mit seiner Stimme etwas verändern kann!
Dieses Mädchen, das finde ich grandios,
und wünsche mir noch viel mehr dieser Szenarios,
in denen Menschen auf die Straße gehen,
um friedlich für unsere Welt einzustehen!
Gemeinsam können wir so viel schaffen,
wenn wir uns endlich vom Sofa aufraffen,
und nicht in Ignoranz und Lethargie versinken,
schon gar nicht in bequemem Selbstmitleid ertrinken!
Mit wachen Augen durchs Leben gehen,
dort handeln, wo wir gerade stehen,
bewusst konsumieren, den Kindern Werte mitgeben,
kleine Dinge, die aber Großes können ausheben.
Wenn wir alle dabei mitmachen, dann wär ich froh,
packen wirs an, darauf ein Narri Narro!
Jetzt will ich aber auch noch die Situation hier vor Ort beschreiben,
muss dazu noch kurz beim Thema Politik nochmal bleiben.
Kürzlich war auf unsrer Homepage zu lesen,
in der Zeitung sei ein Fehler gewesen.
Nicht Kanzeltausch sei gestanden drin,
sondern dass man tauscht die Kanzlerin!
So ganz falsch fand ich die Ankündigung aber nicht,
auf der anderen Kanzel, da stand schließlich ich!
Und Merkel hat ja gesagt, der Posten wird frei,
ja, da bin ich doch bei der Kandidatur mit dabei!
Der Titel Kanzlerin würd mir nämlich schon gut stehen,
mit meinen Initialen würds nur ein Problem geben.
Denn dann titelten Zeitungen und Nachrichten ja ungeniert,
„Deutschland wird jetzt von IS regiert!“
Das wird wohl nix werden, warum, das ist klar,
die besseren Initialen hat eindeutig AKK!
Im Nachdenken darüber kam mir aber ein Gedanke, ein zweiter,
das Echaztal scheint mir, ist ne Karriereleiter,
im letzten Jahr sollt ich noch die Hauptrolle im Tatort bekommen,
jetzt bin ich auf den Traum vom Kanzleramt gekommen,
wenn das hier im Echaztal so weitergeht,
bald die nächste Päpstin vor euch steht!
Was die Zukunft wohl bringt, ich sag es mal so,
man wird sehen, darauf ein Narri Narro!
Apropos Zukunft, da haben drei eine Neue begonnen,
zwei davon sind dem Echaztal entkommen.
Frau Hartmann und Herr Kohler, es war zum Weinen,
die stehen jetzt auf anderen Beinen.
Mit Musiktherapie verdient der Martin sein Geld,
als Bauzeichnerin erobert Nathalie die Schwarzwälder Welt!
Dafür hat eine bei uns neu begonnen,
Frau Kolz haben wir als Sekretärin gewonnen!
Seitdem hat sich im Pfarrbüro manches gedreht,
ein Hauch von Weihrauch jetzt da immer weht!
Und passend zur Jahreszeit ist das Büro dekoriert,
das gehört an dieser Stelle mal honoriert!
Vom guten Hirten über den Weihnachtsbaum,
eine Kerze erhellt stets den Büroraum,
und was sie geschafft hat, das ist meine größte Freude,
jetzt gibt’s eine gescheite Kaffeemaschine mal in dem Gebäude!
Dir Barbara, sei an dieser Stelle gedankt,
auch wenn der neue Job so manches von dir abverlangt.
Selbst samstags sitzt du noch oft am PC,
eine Mittagspause ich dich eigentlich nie machen seh!
Meine Mentalität, alles auf den letzten Drücker zu machen,
hältst du aus und erledigst mir spontan auch mal Sachen.
Deshalb ruf ich es aus, ganz heiter und froh,
auf unsere Barbara ein Narri Narro!
Mit dem Thema Veränderung komm ich dann auch zum Schluss,
wobei ich dazu schon noch ein paar Sätze sagen muss.
Ein Aufschrei ging vergangenes Jahr durch die Gemeinde,
Pastorale und KGR haben sich gemacht keine Freunde,
damit, dass verändert wurden die Gottesdienstzeiten,
in der Gemeinde begann man ja fast zu streiten.
Zuerst sei mir ein ernster Satz dazu erlaubt,
manch Rückmeldung bei der Umfrage hat mir echt den Nerv geraubt.
Kritik anzubringen, das find ich völlig korrekt,
das ist bei Umfragen ja auch der gewünschte Effekt!
Nur manches, das war wirklich verletzend und hart formuliert,
ich würd mir wünschen, dass bei Christen wird fair artikuliert!
Und dass der wöchentliche Wechsel zu Irritationen führt,
das haben wir ja auch selbst gespürt.
Einmal auf dem Weg nach Lichtenstein,
da fiels dem Pfarrer ganz plötzlich ein,
er dachte sich, oh schreck oh Graus,
ich muss ja heut ins andere Gotteshaus!
Und auch für uns war der WoBo ein ständiger Begleiter,
wo es am nächsten Wochenende denn geht weiter!
Drum sind wir auch zu der Einsicht gekommen,
dass das verwirrt selbst die treuesten Frommen!
Ihr Lieben, ich find, man kann doch über alles sprechen,
und muss dafür keinen Streit vom Zaun brechen!
Sogar bei der Länge der Gottesdienste haben wir gelernt,
seit ein paar Wochen die Liturgie ganz schön entkernt!
Mit 50 Minuten bis 1 Stunde maximal,
werden wir jetzt fertig, das ist optimal!
Dass es heut nicht ganz reicht, das geht auf meine Kappe,
aber ich halt auch gleich dann meine Klappe,
nur find ich noch lustig da zu erzählen,
dass manch einen auch das schon wieder tut quälen!
Kürzlich wars nach 50 Minuten vorbei,
da wurde gefragt, ob der Pfarrer in Eile sei?
Mein Fazit, und das stimmt wirklich echt:
Du kannst es nicht machen jedem Recht!
So, jetzt komm ich aber wirklich zum Schluss,
ich hoffe, es war euch nicht zum Verdruss.
Auch wenn ich heute an mancher Stelle gejammert hab,
will ich auch sagen, dass es auch gab,
so viele wunderbare Begegnungen im letzten Jahr,
für die ich unglaublich dankbar war!
Drum lasst uns auch weiter nach dem Streben,
was uns ermöglicht wirkliches Leben.
Zeugen wir von dem, wovon unser Herz ist voll,
damit es dem Anderen zum Guten gereichen soll!
Ihr Narren in Christus, seid lustig und froh,
ihr wisst, ab Aschermittwoch ists nicht mehr so!
Seid närrisch und ausgelassen in diesen Tagen,
und lasst euch von keiner Sorge plagen,
feiert das Leben und unsern Herrn Jesus Christ,
der immer in unserer Mitte ist.
Allzeit lasst euch senden in Gottes Namen,
heute und in Ewigkeit. Amen.
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