Ein besonderer Advent – noch nie so still wie heuer: Ihnen allen wünsche ich Licht im Dunkel, Kraft in der Schwäche und den Immanuel – Gott mit uns – im Herzen! Ihr Dekan Hermann Friedl
Wohl noch nie war der Advent so still wie in diesem Jahr. Die Wochen vor Weihnachten gehören für mich mit zu den schönsten Zeiten des Jahres. Und damit verbunden, wohl in diesem Jahr besonders, eine Suche nach dem, was trägt. In diesem außergewöhnlichen Advent.
Nimmt man Weihnachten ernst, dann ist der Advent nie behaglich. Er ist eine Zeit der Vorbereitung und der Dunkelheit. Die Welt steht kahl, die Nacht scheint endlos. Von alters her trägt der Advent Violett. Die Farbe des Verzichts. Violett strahlt nicht, violett wuselt nicht. Violett wartet. Still, nüchtern, hellwach.
Die Vorfreude auf Weihnachten kann ungeahnte Kräfte mobilisieren. Selbst unter sehr eingeschränkten Bedingungen. Vielleicht heißen wir das Kind in diesem Jahr sogar mit mehr Ernst willkommen als früher, weil wir am eigenen Leib erfahren, wie sich Unsicherheit und Angst anfühlen. Maria und Josef haben das auch erlebt. Damals auf ihrem Weg nach Bethlehem. Sie wussten ja nicht wie und wo sie ihr Kind zur Welt bringen. Maria und Josef konnten nur hoffen und beten. So wie wir heute auch. Vielleicht verbirgt sich hinter diesem Gefühl des Ausgeliefertseins sogar die Botschaft des Advent 2020: sich endlich zu verabschieden vom „Machermodus“ und dem Wahn, alles „im Griff“ zu haben. Statt darüber zu lamentieren, was wir alles nicht tun können, sollten wir lieber nach den Freiräumen suchen und sie nutzen.
Advent feiern heißt warten können, schrieb Dietrich Bonhoeffer 1929. „Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat. Wer nicht die herbe Seligkeit des Wartens, das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt, der wird nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren.“ Warten kann nicht jeder, schreibt Bonhoeffer. „Nicht der gesättigte, zufriedene und nicht der respektlose. Warten können nur Menschen, die eine Unruhe mit sich herumtragen, und Menschen, die zu dem Größten in der Welt in Ehrfurcht aufblicken. So kann Advent nur der feiern, dessen Seele ihm keine Ruhe lässt, der sich arm und unvollkommen weiß und der etwas ahnt von der Größe dessen, was da kommen soll.“